Bombenangriffe auf Norderney


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Bericht 10.4.1941

Wie es war

Bombenangriff auf Norderney

von Hans Hermann Kramer

(Original veröffentlicht in der Norderneyer Badezeitung )

Es war Gründonnerstag, der 10 April 1941. Im Kindergarten hatten wir ein Nest mit Eiern bekommen. Was wir für unsere Eltern gebastelt hatten, durften wir mitnehmen. Voller Freude gingen wir nach Hause, aber wir konnten es nicht lassen vor dem Mittag noch eben zu den Dünen zum Eiertrullern zu gehen. Wir, Dieter, Hans sein Bruder Karlchen, meine Vettern Gerd Eilers, Berni Eilers, Gerd Rüdebusch, mein Bruder Fritz und ich und andere Kinder aus der Mühlen – bzw. Richthofenstr. verabredeten uns zum Eiertrullern auf dem Kinderspielplatz, vom Kinderheim Warburg. Wir hatten sehr viel Spaß. Als ich aber das Ei meines Vetters kaputt machte, war der Spaß zu Ende. Ich bekam von Ihm Prügel, so daß ich weinend das Weite suchte. Vom Spiellatz Warburg ging ich zwischendurch an der heutigen Feierwehr, am Wasserturm und dem Altenheim (früher Ledigenheim) vorbei nach Hause in die Mühlenstraße, wo wir wohnten. Ich war in der Höhe des Ledigenheims als ein Krach und ohrenbetäubender Lärm über uns hinwegkam. Ich nahm meine Beine in die Hand, um noch schneller nach Hause zu kommen. So schnell der Krach kam, so schnell verschwand er auch wieder und dann Alarm. Was war geschehen ?

Englische Flugzeuge kamen vom Feindflug über unsere Insel zurück. Sie hatten noch Munition und Bomben an Bord, die sie hier abwarfen. Dies war der Angriff den Alwin Visser in der „Badezeitung“ vom 6.3.1991 beschrieb.

Die Flugzeuge so stellte es sich heraus, flogen so tief, das man die Leute erkennen konnte. Die Piloten müßten auch gesehen haben, das sie auf Kinder Ihre Munition verschossen haben und die Bomben warfen.Mein Vetter Gerd Eilers, von dem ich vorher Prügel bezogen hatte, kam bei diesem Angriff ums Leben. Er wollte über einen Zaun, Kaninchenstall und dann über den Balkon in die Wohnung. Sie wohnten damals in der Richthofenstraße. Er lief direkt in eine Bombe hinein.

Gerd Rüdebusch, unser Spielkamerad, hatte unheimlich viele Schüsse von Maschinengewehr-Kugeln durch Bauch und Blase usw. Er wurde wieder zusammengeflickt. Mein Bruder Fritz hatte einen Durchschuß durch die Schulter, direkt an der Halsschlagader vorbei. Karlchen Harms, hatte einen Beinschuß (Oberschenkel). Ich hatte nichts abbekommen, da ich ja weinend nach Hause lief.

Es waren wie wir später erfuhren, noch mehr Bomben gefallen. Wie Alwin auch berichtete, Haus Daheim, C.C. Valentin, Schuhgeschäft Freese, Kaiserhof und Bremer Häuser (jetzt Haus Waldeck) u. a.

An den Bremer Häusern arbeitete zu der Zeit der Vater von Hermann Visser, Weserstraße, als Maurer. Er kam bei diesem Angriff auch zu Tode. Vor ungefähr acht bis neun Jahren, fast 40 Jahre danach, fand man bei Bauarbeiten seine Uhr und konnte Sie dem Sohn Hermann überreichen.

Alle Kinder bekamen etwas später das Verwundetenabzeichen in Schwarz. Diese wurden in einer Feierstunde überreicht. Man war zur damaligen Zeit ganz Stolz und steckte Sie auch an. Kamen Soldaten vorbei, dann wurde man schon mal angehauen: Na Kleiner, steck das Abzeichen mal wieder ein. Mir so etwas macht man keinen Spaß. Man zeigte dann ganz Stolz die Wunde und keiner sagte mehr was.

Wie Alwin dann weiter schreibt, waren diese Angriffe der Grund unserer Verschickung zum Odenwald. Meine Tante und Kinder, waren wie auch meine Mutter, mein Bruder und ich, in der Nähe von Bad König und zwar in Breitenbrunn. Wir wohnten zum Anfang des Dorfes bei einer Familie Lauterschläger auf einem Bauernhof. Für uns Kinder ein Erlebnis, an das man auch heute noch gern zurück denkt. Wir durften überall mit, sei es, das wir nach Bad König mussten, um Ware zu holen, mit aufs Feld Rüben hacken, Heu einfahren, Schweine füttern oder auch zum Heide- oder Blaubeerenpflücken.

Es war ein Erlebnis, durch das wir Kinder die schrecklichen Erlebnisse des Krieges und die Angriffe schneller verdrängten.


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